Schluss mit diesem Zirkus

Elefanten und alle anderen Tiere sind von der Natur nicht dazu geschaffen, dem Menschen als Unterhaltung zu dienen. In Zirkussen müssen sie dies: Sie sind die Vergnügen bereitenden Sklaven. Doch immer wieder versuchen Tiere sich aus dem Martyrium des Zirkus zu befreien – wie zuletzt der Elefant „Benjamin“, ehemals „Baby“. (1)

Einige der Elefanten wurden in der freien Natur in den ersten Lebensjahren ihren Familienmitgliedern entrissen. Manche waren das Überbleibsel einer durch Wilderei vernichteten Herde. Andere wurden im Zirkus geboren und dann von ihren Müttern getrennt. Viele dieser Elefantenkinder sind dadurch schon traumatisiert. Die Tortur geht jedoch weiter.
Zirkusmitarbeiter fixieren diese stundenlang an Stricken, manche entziehen ihnen noch Wasser und Nahrung – alles um sie und ihren Willen zu brechen. Kunststücke sollen diese kleinen Wesen zukünftig aufführen – ihr ganzes Leben lang. Sie müssen lernen auf einem Podest zu sitzen, auf ihren Hinterbeinen zu stehen oder den Kopfstand zu vollführen. Das begeistert die Zuschauer um die Manege herum.
Also zerren Zirkusmitarbeiter die Elefantenkinder in die von ihnen gewünschte Körperhaltung. Manche Tiertrainer ziehen dazu auch den Rüssel in die gewünschte Positionsrichtung. Zeitgleich erteilen sie Befehle, damit die Babys zukünftig auf die dazugehörenden Kommandos reagieren. Wehrt sich eines dieser Elefantenkinder in seinem letzten Aufbäumungsversuch oder vor Schmerz, bekommt es den Elefantenhaken zu spüren. (2) Der ist laut dem Leitfaden des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu der Ausbildung und Haltung erlaubt. (3) Er dient dazu, das Tier unter Kontrolle zu halten. Wiliam Johnson, Autor des Buches „ Zauber der Manege?“, berichtet auch von Hammerstielen und Holzhämmern, die sogenannte Tiertrainer nutzen. Andere Tiere dressieren sie mit angespitzten Stöcken, Schraubenziehern, Spazierstöcken mit versteckten Nadeln und Elektroschocks. (4)

An einem schwülen Sommertag in Bern standen die Elefanten vom Zirkus Knie wie gewöhnlich Seite an Seite in ihrem Zelt, die Füße an dicke Ketten gefesselt. Die Luft unter dem ausgeblichenen Zelt war feucht und abgestanden, als der Wärter langsam die Reihe entlangging und die Elefanten abschrubbte und abspritzte. Der letzte Elefant in der Reihe lag auf der Seite, und trotz sanften Zuredens, Rufens und schließlich kräftigere Stöße schaffte er es nicht, sich aufzurichten. Während der Wärter langsam die Geduld verlor, wurden die anderen Elefanten im Zelt immer unruhiger. Eines der obersten Gesetze im Zirkus ist vielleicht, dass ein Dompteur oder Tierpfleger es sich nicht leisten kann, einem ungehorsamen Tier nachzugeben; er muss jederzeit seine Position als „Alpha“ oder Meister wahren. Als also der Wärter begann, seinen Elefantenstock – ein kurzer Stock mit einem Metallende – zu schwingen und die dicke, doch sensible Haut des Elefanten zu malträtieren, da fingen die anderen Elefanten einer nach dem anderen an, mit den Füßen zu stampfen und mit den Ketten zu rasseln. Dieses Geräusch war so rhythmisch und klang so bedrohlich, dass es einen an den spontanen Protest von Gefängnisinsassen erinnerte.“(5)

Bildung und Unterhaltung anhand von Verhaltensstörungen?

Die Misshandlungen hören nicht im Kindesalter auf, sondern ziehen sich durch das ganze Leben des Elefanten. Ist ein Elefant ungehorsam, ziehen Zirkusmitarbeiter seine Vorderbeine nach vorne, die Hinterbeine nach hinten und ketten seine fest. Im Zirkusjargon nennt man dies „Spannen“: die Strafe für das Verweigern von Kunststücken.
Durch die Kunststücke sind Gelenke und Wirbelsäule überlastet. Nur durch wenige Wochen Handstand ist der Elefant nicht mehr fähig aufzustehen. Er muss im Stehen auf seinen entzündeten Sohlen schlafen.
Ein Kopfstand ruft eine Spaltenbildung in den Zehennägeln der Vorderfüße hervor, begleitet von schmerzhaften Entzündungen. Es ist nicht verwunderlich, wenn erwachsene Elefanten, die drei bis fünf Tonnen wiegen, derartige Kunststücke verweigern. Sie sind schmerzhaft und rundweg unnatürlich! Möchten wir Kindern tatsächlich vermitteln, dass ein Elefant von Natur aus Hand- und Kopfstände macht? Und dabei noch Spaß hat?
Als Folge der Erniedrigungen und Misshandlungen leiden Elefanten, wie andere Zirkustiere auch, unter schweren psychischen Störungen, die sich in ihren Verhaltensweisen widerspiegeln. Raubkatzen oder Bären gehen in ihren Käfigen ruhelos umher. Und Elefanten „weben“: Sie stehen in ihrem Zelt und wiegen sich hin und her.
Soll Kindern wirklich vorgetäuscht werden, dies sei ein natürliches Verhalten?
Das natürliche Verhalten von Zirkustieren ist erloschen! Sie sind gezähmt und ihr Geist ist gebrochen. In Transportboxen gefangen werden sie durch Europa bugsiert. Oft ohne Nahrung und Wasser. Viele sind selbst im Winter in den gleichen Käfigen „abgestellt“. Denn für viele Zirkusse sind komfortable Winterquartiere nicht rentabel, da sie nur wenige Monate nutzbar sind.

Manche Tiere versuchen, der Zirkushölle zu entfliehen. Einige dieser sind derart verstört, dass sie unberechenbar oder aggressiv werden. Der Elefant „Benjamin“ hatte Glück im Unglück, er darf in einem Safaripark weiterleben – ist zumindest besser als der Zirkus. Andere hatten nicht so viel Glück. Sie wurden in ihrer panischen Flucht ergriffen und in das Martyrium zurückgebracht oder schlichtweg erschossen.

Aus diesen großartigen Tieren Sklaven zu machen und sie dann noch weiter zu erniedrigen, indem man sie dann noch weiter zum Amüsement der Menschen Kunststücke aufführen läßt, beweist mehr über die menschliche Niedertracht als über die Fähigkeiten von Tieren. (6)

Quellen:

(1) https://www.ptext.de/nachrichten/elefantendame-benjamin-toetet-buchen-peta-kuendigt-strafanzeigen-fahrlaessiger-t-952641
(2) http://www.veganblog.de/2015/02/11/das-grausame-training-der-babyelefanten-im-groessten-zirkus-der-welt/#
(3) http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungZirkustiere.pdf?__blob=publicationFile (Anlage 3, Erziehung und Ausbildung)
(4) Johnson, William, Zauber der Manege?: der grausame Alltag der Tiere in Zirkus, Tierschau und Delphinarium. Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1992.                                                                                                                                                                                                (5)ebd.
(6) Jeffrey Masson, Susan McCarthy, Wenn Tiere weinen, 1996 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek.

Fotos: © Dirk Gießelmann, soylent network.com

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