Das Huhn – eine lebenslustige Persönlichkeit

Im 19. Jahrhundert nahm das Übel seinen Lauf: Die Intensivhaltung setzte ein – und somit der Albtraum aller „Nutztiere“. Menschen quetschen Hühner heute sogar mit bis zu 100 000 anderen in einen Raum zusammen. Was muss das für eine Qual sein für ein Huhn, das von Natur aus ein Mitglied einer lebenslustigen Gemeinschaft ist?

ein weißes und ein braunes huhn zusammen auf eineer blumenwiese

Jede Hühnerpersönlichkeit spielt eine bestimmte Rolle in ihrer Gemeinschaft und leistet ihren Beitrag zu einem friedvollen Zusammenleben. Hühner können bis zu 80 Herdenmitglieder auseinanderhalten und wiedererkennen. Sie sind neugierig und immer für eine Entdeckungstour zu haben. Dabei legen sie pro Tag ein bis zwei Kilometer zurück – kurze todesmutige Flugversuche mit inbegriffen. Schließlich ist huhn immer noch ein Vogel!
Laut der australischen Tierverhaltensforscherin Dr. K-lynn Smith von der Macquarie University in Sydney sind Hühner leider „die am meisten unterschätzten Tiere auf dem Planeten„. (1) Dabei können sie komplexe Aufgaben lösen, sowie Entscheidungen in aktuellen Situationen treffen, indem sie sich auf frühere Erfahrungen berufen. Und sie besitzen Humor, wie das Huhn „Chicken“, das entschied im Garten des Restaurantkritikers der New York Times, Wiliam Grimes, zu leben:

War es reiner Zufall, dass es sich gern an Yowzer heranschlich, die Katze, die fast immer nervöse Zuckungen bekam, wenn sie überrascht wurde? Immer wieder sah ich Chicken vorsichtig in Yowzers Richtung tappen, sobald sie ihm den Rücken zuwandte; dann gackerte es ein paar Mal und beobachtete, wie die Katze hoch in die Luft sprang. Nach diesem geglückten Überfall rannte Chicken beschwingt davon, mit einem Gackern, das verdächtig nach einem Kichern klang.“ (2)

Abgesehen von solchen kleinen Schandtaten sind Hühner fast die Hälfte des Tages am Scharren und Picken. Das Fressen kommt schließlich nicht von selbst in ihren Schnabel. Obwohl Hühner ganz genau wissen, was für Nährstoffe sie brauchen und diese gezielt auswählen, hat jedes einzelne Huhn auch seine eigenen Vorlieben. Und die möchten gepflegt werden. Auch bei Hühnern ist das Auge mit. Ebenfalls entscheidend ist, wie sich das Essen anfühlt. So kann es gut sein, dass ein Huhn sich weigert, Schnecken zu essen, aber vor Entzückung durchdreht, wenn es ein Salatblatt gezeigt bekommt. Manchmal kommt es auch ganz anders:

Oder Kid, die auf Zuruf herbeigeflitzt kam, gelegentlich auf meiner Schulter thronte wie ein Piratenpapagei und sich das Recht herausnahm, vom Gartentisch Erdbeeren und Kekse zu stibitzen.“ (3)

Hühner können auch sehr zutraulich sein. Eine Dame lässt sich gerne streicheln, die andere isst aus der Hand. Sie merken sich sogar problemlos wann und wo sie ihr Essen erhalten, inklusive leckerer Snacks. Sie sorgen dafür, dass sie nicht vergessen werden, indem sie einen daran erinnern. So können plötzlich zwei fordernde Hühner im Hof vor der Küchentür stehen, aus der sie ihre Leckerbissen erhalten haben und mit den Schnäbeln empört an die Tür pochen.

Wasser auf ihrem feinen Gefieder finden Hühner nicht witzig. Da ähneln sie den meisten Katzen. Sie bevorzugen es, sich selbstständig zu reinigen, indem sie sich eine Mulde im Boden oder im Sand scharren. Jeden einzelnen Körperteil bearbeiten sie sorgfältigst mit ihren Krallen. Ihr Gefieder kämmen sie sich mit ihrem Schnabel so lange, bis alles wieder sitzt. Danach wird sich geschüttelt, damit selbst das letzte Staubkörnchen, überflüssiges Gefiederfett und Ungeziefer beseitigt sind. Sie sind so reinlich, dass selbst Menschen ihnen das in Gefangenhaltung nicht austreiben können. Karen Davis, eine der führenden Hühnerexpertinnen, berichtete, dass selbst Hühner, die ihr ganzes Leben lang in Drahtkäfige eingesperrt sind, „Vakuum“-Staubbäder nehmen. (4) Leider nur eine traurige, leere Geste.

Die Hühnerhofhierarchie

Das Leben der Hühner bestimmt eine strenge Hierarchie. An der Spitze steht der verantwortungsbewusste Hahn, dann folgen die Hühner. Ist kein Hahn vorhanden, tritt das Matriarchat in Kraft: eine ältere, kräftigere Henne übernimmt das Kommando. Und die lässt sich ganz bestimmt nicht von irgendeinem dahergelaufenen Hahn ihren Rang wieder wegnehmen. Dieser muss erst was zu bieten haben! Solange versucht sie sich erfolgreich im Krähen – was ein Hahn kann, kann sie schließlich auch.

Stellt ein Huhn die Stellung der Matriarchin aufmüpfig in Frage, weist letztere die Rebellin mit einem scharfen Schnabelhieb zurecht. Auch die anderen Plätze in der Rangordnung können angefochten werden. Dann laufen die betreffenden Hühner abwechselnd mit einem Imponiergehabe oder duckend umeinander herum. Sind die Verhältnisse vorerst geklärt, erkennt ein rangniedrigeres Huhn ihre Stellung durch eine geduckte Haltung an, hat aber dadurch auch weniger Zugang zu den Futterressourcen. Obwohl manchmal die Federn fliegen können, herrscht weitestgehend Harmonie. Gemeinsam picken alle nach Körnern, wenn auch ein Anstandsabstand oft verlangt wird, halten gackernd ein Schwätzchen, liegen zusammen in der Sonne und rücken nachts eng zusammen. Selbst Eier werden mit Vergnügen in das gleiche Nest gelegt. Gerne säubern sie sich auch gegenseitig das Gefieder. Berührungen und Laute sind das A und O in der Gemeinschaft. Bis zu dreißig verschiedene Lautäußerungen können Hühner von sich geben,  jede hat seine eigene Bedeutung. (5)
Sind die Herden jedoch zu groß, können die Hühner ihre „Mithühner“ nicht mehr alle erkennen und die Rangordnung funktioniert nicht mehr. Stress ist vorprogrammiert, denn mangelnder Platz verhindert eine friedliche Auseinandersetzung. Es sei denn, sie können räumlich stabile Untergruppen bilden, die wiederum von einem Hahn oder einer Matriarchin angeführt werden.

Wann ist ein Hahn ein Hahn?

Auf jeden Fall nicht, wenn er wie ein aufgeplusterter Gockel herumstolziert und seinen Kamm in den Wind hält. Hennen sind wählerisch: Der Hahn sollte nicht nur schön, sondern auch verantwortungsbewusst sein.
Ein Hahn beschützt und umsorgt seine Hennen. Er hält die Hühnerschar zusammen, ohne die Rangordnung zu missachten. Einerseits können jüngere Hennen mit zunehmenden Alter in der Rangordnung aufsteigen, andererseits werden alte Hennen, die keine Eier mehr legen können, auch nicht von ihm verstoßen. Gerade neben diesen gealterten Genossinnen verbringt er sogar oftmals die Nacht.

Hinzu kommt die Rolle des Streitschlichters. Die Autorin Anny Duperey hat beispielsweise beobachtet, wie zwei Hennen sich in die Haare geraten waren. Der Hahn ging dazwischen, gab ein dumpfes Gackern von sich und wandte sich dabei abwechselnd der einen und der anderen zu – bis Ruhe herrschte. (6)

7c47bc55-5870-43ac-9120-35f585263347

Gleichzeitig ist er ein wahrer Gentleman: Er begleitet die Henne oft zu ihrem Nest, manchmal beteiligt er sich sogar an der Nestsuche. Hört er die Henne erfreut über ihr gelungenes Eierlegen gackern, holt er sie wieder ab und bringt sie zurück zu der Herde. Sein gefundenes Futter präsentiert er seinen Hennen nicht ohne Stolz mit einer geradezu singenden Stimme. Die Art seines Rufens zeigt den Hennen die Qualität der Nahrung an. Kommen sie angerannt, bewegt er seinen Kopf schnell hin und her, hoch und runter. Dabei nimmt er das Essen mit dem Schnabel auf und lässt es wieder fallen: das Zeichen, dass er etwas ganz Deliziöses gefunden hat. (7) Aber er scheint auch absichtlich zu täuschen: nämlich dann, wenn eine Henne sich seiner Meinung nach zu weit von ihm entfernt hat. Um sie zurückzulocken, benutzt er ein Nahrungsruf, obwohl er gar nichts gefunden hat. (8)
Sein Krähen hört man bis zu zwei Kilometern und macht den Standort seiner Hühnergemeinschaft klar, aber auch seinen Revieranspruch. Sind mehrere Hähne in der Umgebung, kann es durchaus zu einem „Wettstreitkrähen“ kommen.
Das Krähen kann je nach Art und Stimmlage auch Botschaften wie Angst, Vergnügen, Frustration oder Warnung enthalten. Gleichzeitig unterscheidet sich das Krähen auch zwischen der Warnung vor einem Bodenfeind oder einem Angreifer aus der Luft. So beschreibt Karen Davis:

Wenn ein Hahn eine Gefahr wittert, stößt er einen schrillen Schrei aus. Die anderen Hähne ahmen diesen Schrei nach. Daraufhin stimmt das ganze Hühnervolk oft in ein lautes, ununterbrochenes, trommelschlagartiges Gackern ein, wobei alle Mitglieder sich in die entgegengesetzte Richtung schieben, um einen Unterschlupf zu suchen. Sobald die Lage wieder sicher scheint, geht vom ersten Hahn eine „Ist die Luft rein?“ Frage aus, welche die anderen Hähne an ihren jeweiligen neuen Plätzen nacheinander erwidern. Schließlich stößt jener Vogel, der zuerst Alarm schlug, ein „Die Luft ist rein“- Krähen aus, und eine Reihe lokalisierter Krählaute zeigt an, wo sich jeder andere Hahn mit seiner Hühnerschar zu diesem Zeitpunkt befindet.„(9)

Hähne und Hühner können den Feind schon hören, bevor er überhaupt gesichtet ist. So können schon erste Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden. Obwohl die meisten Hähne friedfertig sind, können sie sich bei Gefahr den Hennen zu einer Attacke verpflichtet fühlen. Dann plustert sich der Hahn auf und kommt mit Drohgebärden auf den Feind zu. Schmerzhaft wird es, wenn er einen anspringt, hackt und kratzt. Bekämpfen sich Hähne gegenseitig, versuchen sie sich zusätzlich die Sporen gegen den Kopf oder die Brust zu rammen.

„Du wurdest von einer Henne aufgezogen“

Dieser Spruch war bei den alten Römern ein absolutes Kompliment. Denn die Henne ist eine sehr fürsorgliche Mutter.
Ab vier Monaten beginnen die Hennen zu legen und sind in dieser Zeit auch am produktivsten. Dieses Stadium wird auch gerne bei der Intensivhaltung in Legebatterien ausgenutzt. Nach der ersten Mauser legen sie zwar weniger Eier, aber dafür größere. Da sie während dieser von der Natur verordneten Pause keine Eier legen, zögern Menschen bei Hennen in Legebatterien die Mauser künstlich hinaus. Ein rücksichtsloser Eingriff in den ausgelaugten Hühnerkörper.
Die Eier müssen nicht immer befruchtet sein: Hennen scheiden ihre Eizellen als Ei auch dann aus, wenn keine Befruchtung stattgefunden hat. Das Ei ist schlichtweg ein menstruales Produkt, welches die Henne im fortgeschrittenen Alter nicht mehr ausscheidet.
Sind die Eier befruchtet „leben“ sie und können noch nach bis zu vierzehn Tagen ausgebrütet werden. Um diese Fähigkeit zu erhalten, drehen die Hennen die Eier täglich um, damit der Dotter nicht an der Schale festklebt. So können die Küken nach 21 Tagen so gut wie gleichzeitig schlüpfen. Während ihrer Brutzeit wehrt sie sämtliche Annäherungsversuche, sei es von Artgenossen oder anderen Wesen, vehement ab. Einmal täglich verlässt sie kurzzeitig ihr Nest, kotet, trinkt, aber frisst nur wenig und huscht schnell wieder zurück. Zwei Tage vor dem Schlüpfen der Küken beginnt die Verständigung zwischen Mutter und Kindern. Oft geben die Küken kurz vor dem Schlüpfen kummervolle Geräusche von sich. Dann reagiert die Henne, bewegt ihren Körper auf dem Ei oder gibt beruhigende Rufe von sich. Das Küken antwortet freudig. Durch diese enge Verbindung schon vor der Geburt reagieren die Küken danach ausschließlich auf die Rufe ihrer Mutter. Hennen sind auch wunderbare Adoptivmütter, wenn man ihnen fremde Küken zum gleichen Zeitpunkt anvertraut, wie die anderen Küken gerade geschlüpft sind. Sie machen dann keinen Unterschied, alle werden gleichermaßen liebevoll aufgezogen und beschützt. Im Alter von sechzehn Tagen wagen es die Küken sich schon etwas mehr von ihrer Mutter zu entfernen, springen und flattern herum. Sobald aber ein Geräusch verdächtig klingt, ertönt der Warnruf der Mutter und alle rennen los, um sich bei ihr zu verstecken. Die Mutter plustert sich dann auf, schließlich müssen alle Küken Unterschlupf finden. Sie selbst muss dem Angreifer gegenüber imponierend wirken. Manchmal ist ein Küken der Meinung, es sei schon selbstständig genug und bemerkt seine Fehleinschätzung erst bei größerer Entfernung von der Mutter. Dann fiept es sein „Verlassenheitsweinen“ und die Mutter kommt angeschossen, um den kleinlauten Zwerg einzusammeln. Alles in allem gilt: Wer ihren Küken zu nahe kommt, wird gnadenlos attackiert. Diese Erfahrung musste auch ein Schwein namens Rosa-Mariechen machen, von deren Schicksal Hilal Sezgin in ihrem Buch „Tierleben“ erzählt:

„Als das Schwein Rosa-Mariechen, selbst im besten Teenageralter und ziemlich frech, das Küken berüsseln wollte, sprang Hanni ihr mit dem Schnabel direkt ins Gesicht. Seither fängt das Mariechen immer an zu schreien, wenn sie Mutter und Kind sieht, und macht einen großen Bogen um sie.“ (10)

Wer einmal ein Huhn in Freiheit beobachtet hat, weiß, was in ihm alles steckt. Die meisten Hühner aber erreichen ihre natürliche Lebenserwartung nicht. Unzählige dieser Lebewesen verbringen ihr Leben als Produktionsmaschinen in Gefangenschaft: In einer überwachten Umgebung ohne Sonne, Wind, Regen, Insekten oder Pflanzen und Sprossen. In ihrer Nahrung befinden sich chemische Zusätze, die den Appetit anregen. Und sie leiden an Osteoporose, chronischer Eileiterentzündung, Kloakenverletztung und Darmvorfällen. Alles für ein Hühnerei, das dem Huhn gestohlen wird, um den menschlichen Proteinbedarf zu decken. Als ob es nicht auch mit einer rein planzlichen Ernährung ginge.

 

Quellen:

(1) http://www.animalequality.de/huehner-werden-unterschaetzt
(2) Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere, Wilhelm Heyne Verlag, München 2006
(3) Hilal Sezgin, Hilal Sezgins Tierleben. Von Schweinen und anderen Zeitgenossen, C. H. Beck, München 2014
(4) Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere
(5) http://www.animalequality.de/huehner-werden-unterschaetzt
(6) Anny Duperey, Vom Glück ein Huhn zu sein, Frederking & Thaler Verlag, München 2013
(7) http://www.spektrum.de/news/schlaue-huehner/1342910
(8) Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere
(9) ebd.
(10) Hilal Sezgin, Hilal Sezgins Tierleben. Von Schweinen und anderen Zeitgenossen

Fotos:

1-© bildkistl – Fotolia.com

2-© pishkott – Fotolia.com

3-© marina kuchenbecker – Fotolia.com

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere

Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere, Wilhelm Heyne Verlag, München 2006                              Der Verhaltensforscher zeigt anhand von Geschichten, dass auch Tiere über ein komplexes Seelenleben verfügen. Und ist daher von einem überzeugt: Die Menschen müssen ihre Überheblichkeit gegenüber den Tieren ändern und diesen mehr Respekt und Verständnis entgegenbringen. Es ist an der Zeit!

Vom Leben als Produkt: Brathähnchen und Co

Zahlreiche Verpackungen im Supermarkt zeigen Hühner auf grünen Wiesen unter blauem Himmel oder scharrend auf sonnigen Boden. Manchmal ist auch ein stolzer Hahn unter den Hühnern zu sehen. Jedes Huhn scheint schöner und glücklicher zu sein als das andere.
Keine grüne Wiesen, kein Platz zum Scharren, kein blauer Himmel und keine Sonne zeigen Undercoverrecherchen von Tierrechtsorganisationen.

 Nichts als Fleischmaschinen

Chicken Farm, Poultry„Masthühner“ sollen Brustfleisch produzieren, so viel wie möglich. Geschlechter spielen hierbei keine Rolle, als Lebewesen interessieren sie nicht und ihr Leben schon gar nicht. Schon gleich nach ihrem Schlüpfen in einer Brüterei, bekommen es die Küken zu spüren: Sie werden geimpft, auf ein Förderband geworfen, um am Ende in einen Pappkarton zu plumpsen. Verpackt für den Transport werden sie zu Mastanlagen gefahren und „eingestallt“.
Im Maststall landen jeweils etwa 300 Küken in einem „Kükenring“. Anstelle ihrer Wärme spendenden Mutter erwartet sie hier eine Wärmelampe. Der klägliche Ersatz für die ersten Tage ihres Lebens.
Hat jedes Küken zu Beginn der Mast noch etwas Raum für sich, überwiegt bald der Platzmangel.
Zusammengepfercht vegetieren sie vor sich hin, ohne die geringste Möglichkeit, ihr natürliches Verhalten auszuleben. Bis zu 100.000 Vögel müssen bis zu ihrem Abtransport so ausharren, zum Schluss müssen über zwanzig Tiere auf einem Quadratmeter Fläche ausharren. (1) Da Hühner in einer Gruppe von mehr als 50 Tieren keine beständige Rangordnung mehr aufbauen können, sind die Tiere völlig gestresst. Ein Huhn pickt nach dem anderen, schwächere Tiere fliehen vor den stärkeren, die Stimmung ist aggressiv.

Um des Fleisches willen rauben wir ihnen die Sonne, das Licht und die Lebensdauer, die ihnen von Geburt an zustehen.“ (2)

Wachstum fördern

In der Tierindustrie sind Tiere Fleischmaschinen. Als „Produktionseinheiten“ tragen manche Arten Namen, hinter dem sich kein Lebewesen mehr vermuten lässt: Cobb 500 beispielsweise. Diese Hühner sollen besonders schnell wachsen. (3) Um ein schnelles Wachstum zu fördern, erhalten „Masthühner“ industriell hergestelltes und genmanipuliertes Futter. Hinzu kommen wachstumsfördernde Medikamente, die neben schneller Entwicklung auch Krankheiten, aufgrund von Platzmangel, verhindern sollen.

Statt ein natürliches Alter von bis zu zehn Jahren zu erreichen, müssen die Hühner hier im Kindesalter von höchstens sechs Wochen ihr Leben lassen. Die Sozialpsychologin Melanie Joy errechnete, dass nach der Wachstumsgeschwindigkeit dieser geschundenen Hühner, ein Mensch vergleichsweise im Alter von zwei Jahren schon 158 Kilogramm wiegen müsse. (4) Die Konsequenzen des schnellen Wachstums sind körperliche Deformierungen. Das unnatürlich schwere Brustgewicht können die dünnen Hühnerbeine nicht länger tragen: Sehnen reißen, die Beine verbiegen sich schmerzhaft oder brechen. Viele der Hühner müssen ein Großteil ihres kurzen Lebens liegend verbringen, die Brust ist zu schwer geworden. Fliegen und Flattern sind kaum noch möglich. Selbst die Tränken und Futterautomaten erreichen sie nur noch schleppend. Sie liegen in mit ihren eigenen Exkrementen verschmutzen Streu, dadurch bilden sich Ekzeme an ihren malträtierten Körpern. Ammoniak, das sich im Urin und Kot bildet, verpestet die Luft und verursacht Augenbrennen sowie Atemwegserkrankungen. Hinzu kommen, wie bei anderen Tieren in der Masthaltung, Arthritis, Herzkreislauferkrankungen und plötzlicher Herztod. Einige Hühner sind so krank und verletzt, dass sie nicht mehr aufstehen können. Diese „festliegenden“ Tiere fallen auch unter den Begriff „Falltiere“. Sie sind für die Geflügelhalter nicht weiter schlimm: Eine Sterberate von über fünf Prozent ist schließlich mit einkalkuliert. Diese Tiere werden auf einen Haufen mit weiteren Leichen geworfen oder notgeschlachtet.

Zusammengekehrt und abtransportiert

Für die bis dato Überlebenden beginnt die Reise zum Schlachthof. Greiferkolonnen, oft Niedriglohnarbeiter, kommen in die Anlagen. Sie beginnen, die schreienden Tiere einzusammeln. Kopfüber hängen die Vögel zu mehreren an ihren Händen, bis die Arbeiter sie in die Transportkisten regelrecht hineinstopfen. So ein Aktivist aus einer Undercoverrecherche:

Fast alle Hühner reagierten vom ersten Moment an mit Schreien und heftigen körperlichen Bewegungen, als sie von den Arbeitern gepackt wurden […]
Ich habe gesehen, wie ein Mitarbeiter ein Huhn vom Bodenventilator gekickt hat und dass regelmäßig Hühner quer durch den Raum geworfen werden. […]“ (5)

Oder es kommen die sogenannten „Hühnerstaubsauger“ zum Einsatz. Fangmaschinen, welche die Hühner nacheinander einsaugen, über ein Fließband abtransportieren und in Kisten schleudern. (6) Solche Maschinen können 24 000 Hühner in drei 1/2 Stunden einfangen. (7) Zeit ist Geld.
Egal sind die markerschütternden Schreie und die ausgerenkten, gebrochenen Flügel, Beine oder Hüften der brutalst eingesammelten Tiere. Nicht zu vergessen die verursachten inneren Blutungen.

Nach einem stressigen und qualvollen Transport erreichen die Vögel die Schlachthöfe. Hier sterben im Durchschnitt 8400 Tiere pro Stunde für Fleisch, mehr als bei anderen Tieren: Sie hängen kopfüber an ihren Füßen und werden zur Betäubung durch ein Strombad gezogen(8), bevor eine Köpfungsmaschine ihnen den Kopf abtrennt. Da dies alles maschinell vonstattengeht, kann es zu Fehlern kommen, indem beispielsweise eines der Lebewesen den Kopf anhebt. Dann kommen die „Nachschneider“, verharmlosend auch „Nachbesserer“ genannt, zum Einsatz: Arbeiter, die den überlebenden Tieren den Kopf abtrennen. (9) Es folgt das Brühbad und die Entfederungsanlage, dann werden sie in Einzelteile zerlegt. Als ehemalige Lebewesen nach einem abscheulichen Leben hinter Mauern, einem leidvollen Transport und höllischem Tod, landen ihre Einzelteile als Hühnerbrustfilets, Hähnchenschlegeln oder Nuggets in einer Packung. Obendrauf wieder der Aufkleber von einem glücklichen Huhn auf einer grünen Wiese unter blauem Himmel.

Close up of young chicken in barn below light bulb

Wenn Privatpersonen ihre Hunde oder Katzen so hielten, würden wir von der Tierquälerei sprechen. Und wer Tierquälerei nicht unterstützen und nicht von ihr profitieren will, sollte die entsprechenden Produkte nicht konsumieren. (10)

Quellen:
(1) masthuehnerleben.html#f1
(2) Plutarch, griechischer Schriftsteller
(3) Hal Herzog, Wir streicheln und wir essen sie- Unser paradoxes Verhältnis zu Tieren, Carl Hanser Verlag, München 2012
(4) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Karnismus – eine Einführung, compassion media, Münster 2013
(5) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Karnismus – eine Einführung
(6) plukon-so-leiden-huehner-tagtaeglich-in-deutschen-mastanlagen
(7) Hal Herzog, Wir streicheln und wir essen sie- Unser paradoxes Verhältnis zu Tieren
(8) masthuehnerleben.html#f1
(9) bundesrecht/tierschlv_2013/gesamt.pdf
(10)Hilal Sezgin, Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen. Verlag C.H.Beck oHG, München 2014

Fotos:

1- © branex – Fotolia.com

2- © Budimir Jevtic – Fotolia.com

Merken

Veganismus als Störenfried

Veganismus ist im Vormarsch. Gerade dies scheint manchem Veganismus-Kritiker ein Dorn im Auge zu sein. Verfolgt man deren Aussagen in den Medien, bleibt einem als Veganer die Spucke weg, gefolgt von ungläubigem Kopfschütteln. Konsequentes Verhalten zugunsten von malträtierten Lebewesen scheint geradezu fundamentalistisch, hypermoralisch und umweltschädigend zu sein. Statt ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen, investieren die Kritiker ihre Zeit auf der Suche nach dem Haar in der veganen Suppe.

Industriell verarbeitete vegane Lebensmittel sind nicht gesünder:

Laut den Veganismus-Kritikern, erfordern fleischlose Produkte eine erhebliche Anwendung von Lebensmitteltechnologie, ganz zu schweigen von den Mengen an Zusatzstoffen, Fett und Salz. Dagegen seien die Grundzutaten bei Fleisch- und Wurstprodukten im Lebensmittelkodex klar geregelt. Zudem verzichten die Hersteller auch oft auf Hefeextrakt und Geschmacksverstärker.

Seltsamerweise erwähnen die Kritiker nicht die giftigen und krebserregenden Pestizide, Herbizide, Fungizide und Antibiotika-resistente Keime, die in Fleisch mittransportiert werden. Dazu kommen Fäkalien der getöteten Tiere, Haare, Schmutz und verklebtes Gewebe, die bei miserablen Hygienebedingungen auf dem Fließband mitverarbeitet werden. Nicht zu vergessen: das ständige Wiederauftreten von kontaminiertem Fleisch mit Bakterien- und Virenstämmen wie BSE, Vogelgrippe, Salmonellen und die gerade aktuellen Campylobacter-Keime. (1)

Vegane Ernährung bedeutet zwangsläufig Mangelerscheinungen:

Insbesondere der Mangel an Vitamin B 12 erwähnen Veganismus-Kritiker. Dieses Vitamin wird von Mikroorganismen, beispielsweise von Bakterien im Verdauungstrakt von Mensch und Tier oder von Algen hergestellt. Als Tiere noch natürliche Nahrung von naturbelassenen Böden aufnehmen durften, entstand genügend B 12 in deren Fleisch. Heutzutage, wo Tiere vorwiegend industriell bearbeitete Nahrung erhalten um die Fleischproduktion zu erhöhen, ist deren Gehalt an Vitamin B12 ebenfalls niedrig. Selbst deren Essen ist heute zusätzlich mit Vitamin B 12 angereichert. Der bei Veganern oft diagnostizierte Eisenmangel kommt auch bei Fleischkonsumenten vor. So benötigen Frauen, egal ob sie tierische Produkte konsumieren oder nicht, im Menstruationsalter mehr Eisen als Männer. Leidet ein Konsument tierischer Produkte an Eisenmangel, wird auch er mit Eisenpräparaten behandelt – nicht mit mehr Fleisch.
Mangelerscheinungen dienen stets als Argument gegen die vegane Ernährungsform. Die negativen Nebenwirkungen, die mit dem Fleisch-Verzehr in Verbindung gebracht werden, finden hingegen kaum eine Erwähnung: Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedenen Krebserkrankungen, vorwiegend Dickdarm-, Prostata- und Brustkrebs. (2)

Vegane Produkte müssen unter ökologischen Aspekten kritisch bewertet werden:

Denn in veganen Produkten wimmelt es von Palmfett, Kokosöl oder Sojaeiweiß. Diese Zutaten stammen oftmals aus Monokulturen in anderen Ländern und werden über weite Transportwege importiert, was beides dem Klima schadet. Für Palmölplantagen werden Regenwaldflächen abgeholzt und der Lebensraum unzähliger Tierarten zerstört.

Dabei ist die Herstellung tierischer Produkte einer der Hauptverursacher für die heutigen Umweltprobleme:
Um das Wachstum der „Nutztiere“ zu beschleunigen, müssen diese proteinreiche Nahrung zu sich nehmen. Das Protein hierzu stammt aus Soja und überwiegend aus Regenwaldregionen – über 90 % des Sojas verwendet die Tierindustrie für „Nutztiere“. (3)
70 % der Regenwaldgebiete dienen heute als Weideflächen für „Nutztiere“. Folglich verringert sich der Lebensraum der einheimischen Tierarten. Hinzu kommt der immense Beitrag zur Klimaerwärmung: Die Freisetzung von CO 2 durch Rodung und Methan- sowie Lachgasemissionen durch Rinder (die für Rindfleisch und Milchprodukte herhalten müssen), deren Gülle und Dünger. Da Rinder Futter schlecht verwerten, ist ein Anbau größere Mengen an Futtermittel notwendig und die Freisetzung von CO 2 dementsprechend hoch. (4)
Vergessen wird auch gerne, dass die Tierindustrie der größte Wasserverschmutzer ist. In die Gewässer fließen Tierexkremente, Dünger, Pestizide, Chemikalien und Antibiotika.

Gleichzeitig wirft man Veganern postmodernen Wohlstandsökologismus vor:

Einerseits wird der Zeigefinger erhoben, denn die vegane Ernährung verursache ökologische Probleme – allein die Butter aus Palmfett und die zahlreichen Sojaprodukte.
Zählt ein Veganer dann den ökologischen Preis für eine Ernährung mit Fleisch auf, gilt dieser als postmoderner Wohlstandsökologist. Unwichtig ist dann auch, dass Ressourcen anderer Länder, deren menschliche Bevölkerung selbst teilweise unterernährt ist, aufgebraucht werden – zugunsten der Produktion tierischer Lebensmittel. Und somit erreichen wir die nächste Stufe der Veganismus-Kritiker:

Veganer sind Ernährungsfundamentalisten, sowie moralische Totalitaristen.

Denn bei ihrer radikalen Ernährungsform, dem Veganismus, spielen die Gesundheit oder moralische und ethische Themen eine große Rolle. Ein bewusstes, freudvolles Genießen würde angeblich nicht mehr stattfinden.

Doch wer genießt bewusster und somit freudvoll? Die, die sich dieser wesensverachtenden Tierindustrie und ihrem Kollateralschaden bewusst geworden sind und sich konsequent für eine vegane Ernährung entschieden haben? Einer Ernährung mit sogar gesundheitlich positiven Nebeneffekten? Oder die, die all dies zugunsten ihres Konsums tierischer Produkte verdrängen?
Denn nichts anderes als Verdrängung ist es, wenn sich der Argumentationskreislauf der Veganismus-Kritiker trotz aller augenscheinlichen Gegenargumente in ihrer Überzeugung schließt: Fleischessen ist „normal, natürlich und notwendig“ (4)

Die amerikanische Sozialpsychologin Melanie Joy nennt dies die „Drei Ns zur Rechtfertigung“. (5) Zur Rechtfertigung einer Ernährungsform, die auf einem System der Verdrängung basiert. M.Joy bezeichnet dieses als Karnismus. Eine Ideologie in die Menschen hineingeboren werden und die ihnen als Norm erscheint. Insofern ist es in dieser Ideologie „normal“, bestimmte Tiere zu essen. Der Grund dafür: Es war schließlich schon immer so. Punkt. Doch die „Gewohnheit versöhnt die Menschen mit jeder Gräueltat“.(6) Was an Tieren alles monströse angerichtet wird, bevor sie als „Gaumenfreuden“ enden, wollen viele besser nicht wissen. Augenblicklich werden Verstand und Gefühle ausgeschaltet.
Die Ideologie des Karnismus darf nicht zu wackeln beginnen. Also bleibt millionenfaches, tägliches Leid von atmenden, empfindungsfähigen und sozialen Lebewesen im Verborgenen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – folglich keine Mitverantwortung.

Quellen:

(1) http://snip.ly/ISwb#http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/hygienemaengel-bei-fleisch-zahl-der-darmerkrankungen-steigt-a-1046216.html
(2) https://vebu.de/themen/gesundheit/studien
(3) http://www.iass-potsdam.de/sites/default/files/files/bodenatlas2015_deutsch.pdf
(4) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Karnismus – eine Einführung, compassion media, Münster 2013
(5) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Karnismus – eine Einführung
(6) George Bernard Shaw (1856-1950), irischer Dramatiker, Satiriker, Politiker, Musikkritiker und Pazifist

Avocadosalat

DSC00804.JPG

Zutaten:
1 Eisbergsalat
2 Avocados
1 große Zwiebel
3 EL Olivenöl
Saft aus einer Zitrone
Salz je nach Bedarf
Pfeffer je nach Bedarf

Zubereitung:
Für das Dressing das Olivenöl und den Zitronensaft in einer Schüssel miteinander verquirlen. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Den Eisbergsalat in Stücke zupfen, waschen und abtropfen lassen.
Die Zwiebel in feine Halbringe schneiden und in eine Salatschüssel geben. Den abgetropften Eisbergsalat hinzufügen. Die Avocados der Länge nach aufschneiden und den Kern entfernen. Anschließend mit einem Löffel das Fruchtfleisch aus den Fruchthälften herausheben und in Würfel schneiden. Die Avocadostücke unter den Salat heben. Mit dem Dressing übergießen und alles gut vermengen. Sofort servieren.

Elefanten – sanftmütige Riesen

Sie leben in Familienverbänden zusammen, verwenden Werkzeuge und können Sprachen unterscheiden. Doch gibt es immer weniger von ihnen.

Elephant

Das Familienleben

Eine Elefantenfamilie besteht aus miteinander verwandten, erwachsenen Kühen – Mütter, Tanten und Kindermädchen – und deren Jungtiere. Während Bullenkälber beim Erlangen ihrer Geschlechtsreife ab dem zehnten Lebensjahr ihre Familie verlassen, bleiben weibliche Jungtiere in dieser. Mit etwa dreizehn Jahren bekommen sie ihr erstes Kalb. Mit einer Ausnahme: Ist eine Population in Schwierigkeiten, hören die Elefanten auf sich zu vermehren oder die Sterblichkeitsrate unter den Elefantenbabys steigt.
Jede Elefantenfamilie hat eine besondere Beziehung zu anderen, miteinander blutsverwandten Familien in der Population. Je nach Umweltbedingungen schließen sich Familien in größere Gruppen zusammen oder splittern sich auf. Insbesondere in der Trockenzeit, wenn die Nahrung knapp ist, gehen sie bevorzugt in kleinen Gruppen auf Nahrungssuche- angeführt von der Leitkuh, einer alten, erfahrenen Elefantendame. Dabei kehrt jede Familie in das angestammte Streifgebiet ihres Clans zurück.
Die sozialen Bindungen zwischen den Mitgliedern der Familienverbände sind sehr stark: Gibt es wieder genug Nahrung, schließen sich die kleineren Gruppen erneut zu einer großen zusammen. Jedoch nicht ohne eine Begrüßungszeremonie: Zuerst nehmen sie den Kopf hoch, heben die Ohren und spreizen sie ab. Dann kollern sie laut und kehlig, während sie mit den Ohren schlagen. Auch der Austausch von Rüsselgrüßen ist beliebt: Dabei stecken sie sich gegenseitig die Rüsselspitze in den Mund. Meist begrüßt das rangniedere Tier zuerst. Manche Begrüßungen fallen besonders erregt und intensiv aus, je nachdem wie eng die Beziehung der sich begegnenden Elefanten ist und wie lange sie getrennt waren. Der französische Verhaltensforscher Pierre Pfeffer beobachtete das Wiedersehen einer Elefantenkuh mit ihrem Sohn: Sie hatten sich seit Jahren aus den Augen verloren. Als der junge Elefantenbulle sich näherte, verließ die Mutter plötzlich ihre Herde an einer Wasserstelle und stürzte sich aufgeregt brüllend auf ihren Sohn. (1)

Nach 22 Monaten ist es soweit

Dann erblickt ein neues Elefantenbaby die Welt. Die Mutter ist erst nach zwei Jahren wieder bereit für eine neue Befruchtung. Das Neugeborene kann gleich nach der Geburt laufen, wenn auch noch mit steifen, wackeligen Beinchen. Komplett abhängig von der Fürsorge seiner Mutter und anderen Familienmitgliedern ernährt es sich in den ersten sechs Monaten nur von Muttermilch. Bei Wanderungen kann und muss es mit seiner Familie trotzdem schon mithalten:

„Teresia und ihr Kalb überquerten den Sumpf als letzte. Das Kalb hatte es geschafft, hinunterzukommen und das Wasser zu überqueren, aber Schwierigkeiten das andere Ufer zu erklimmen. Als Teresia zu den anderen weiterging, gab das Kalb einen verzweifelten, lang gezogenen Kollerlaut von sich. Teresia, Tina und Tallulah drehten sich um und kamen mit ausgestreckten Rüsseln und abgespreizten Ohren zum Ufer zurück. Sie griffen mit ihren Rüsseln nach dem Kalb, das sich über die Kante kämpfte, und kollerten. Als das Kalb es geschafft hatte, schüttelte es den Kopf und stieß ein langes, lautes Kollern aus. Die Kühe antworteten ihm mit einem weicheren Ton und berührten es mit den Rüsseln. Dann drehten sich alle um und gingen zu den anderen hinüber.“ (2)

Anfangs kann das Elefantenbaby kaum sehen. Seine Mutter findet es hauptsächlich durch den Geruch, dem Betasten und der Geräusche. Der Rüssel ist sein Hilfsmittel, um Kontakt mit seiner Umwelt zu bekommen. Manchmal saugen oder „nuckeln“ sie auch daran, wie das Daumenlutschen bei menschlichen Kindern. In den ersten Lebensmonaten entfernt sich das Baby selten mehr als einen Meter von seiner Mutter. Dabei lehnt es sich oft mit seinem ganzen Gewicht oder nur mit dem Kopf an sie.
Das Schöne an einer Großfamilie ist, dass Spielkameraden immer zur Verfügung stehen: So üben sie sich schon im Kopf an Kopf – Kampf, klettern aufeinander herum, jagen sich untereinander oder wühlen und rutschen vergnügt im Schlamm.

Playful baby African elephants (Loxodonta africana), South Africa

Infraschall in der Not

Elefanten verwenden den für uns nicht wahrnehmbaren Infraschall zur Verständigung über weite Entfernungen und in der Not: Bei „kontrollierten Abschüssen“ treibt ein Hubschrauber oder ein kleines Flugzeug ganze Elefantenfamilien auf die wartenden Scharfschützen zu. Diese schießen alle, mit Ausnahme der Kälber bis zu drei Jahren, ab. Es bricht das totale Chaos aus und die kleinen Kälber laufen während dieses Massakers schreiend herum und klettern über ihre toten Verwandten. Sie tun alles, um ihre Mütter zu finden und bei ihnen zu bleiben. Diese traumatisierten Kinder gehen meist an Zoos und Safari-Parks.
Während ihrer Erschießungen sind sich die grauen Riesen bewusst, was passiert. Und geben dies anhand von Infraschall an die gesamte Population weiter: So verschwanden während solch einer Situation 80 andere Elefanten genau an diesem Tag. Sie hatten das Weite gesucht. Erst mehrere Tage später fand man sie dicht zusammengedrängt – so weit von dem Ort des Massakers entfernt wie nur möglich. (3)

In Panik geratene Elefanten laufen leise, ruhig und schnell und hinterlassen fast keine Spuren im Sand. Trotz ihres tonnenschweren Gewichts können sie sich anschleichen und überraschend vor einem stehen – riesengroß.
Gleichzeitig wissen sie, wann sie beobachtet werden. „Bestürzt sah ich, dass Tania sehr krank war. Gerade als ich weiterfahren wollte, kam sie zum Seitenfenster meines Landrovers, stand einfach da, hob von Zeit zu Zeit die Augenlider und sah mich an. Ich spürte, sie versuchte, irgendwie mir ihren Kummer mitzuteilen. Ich war gerührt und bewegt.“ (4)

Sie sind sanfte Giganten – aber auch unvorstellbar stark. Ein einziger Schlag mit dem Rüssel kann das Todesurteil für jemanden sein. Trotzdem vermeiden sie einen Menschen zu verletzen. Sie können gut erkennen, ob ein Mensch gut oder schlecht für sie ist. Sie sind sogar in der Lage, verschiedene Sprachen ihrer Feinde oder Freunde zu unterscheiden. (5) Diejenigen, die ihnen Schlimmes zugefügt haben, verlieren sie nicht aus ihrem Elefantengedächtnis. So der Verhaltensbiologe Fred Kurt:
„Ich habe Bullen gesehen, die in Sri Lanka angekettet in der Ecke standen. Die Pfleger fütterten sie mit Ästen. Die Bullen legten sich ein paar dicke, handliche Stücke zur Seite. Nicht als Futtervorrat oder zum Spielen. Sie haben sich munitioniert. Wer das als Mahout beobachtet, sollte sich lieber ein paar Wochen beurlauben lassen. Ich war dabei, als einem Pfleger der Arm gebrochen wurde von einem Ast, der plötzlich aus Richtung des Bullen angeflogen kam. Das Tier mochte den Pfleger nicht. Vielleicht hatte der ihn vor Monaten oder vor Jahren schlecht behandelt.“ (6)

Aber auch sie weinen. Charles Darwin selbst wurde von einigen frischgefangenen Elefanten berichtet, die man gefesselt hatte: Sie lagen bewegungsunfähig am Boden, „mit keinem andern Zeichen von Leiden als den Thränen, welche ihre Augen füllten und beständig herabflossen“. (7) Und ein anderer Elefant sank zu Boden, als man ihn fesselte, und „stiess durchdringendes Geschrei aus, während ihm Thränen seine Backen herabträufelten.“ (8)

Elefanten und der Tod

Ihre Sanftmut, ihre Empathie und Fürsorge zeigt sich auch im Umgang mit sterbenden Artgenossen:
„Tina konnte nicht mehr weitergehen. Das Blut das aus ihrem Mund lief, war hellrot und sie keuchte, dass ihre Flanken bebten. Die anderen Tiere stellten sich dicht um sie herum und streckten die Rüssel nach ihr aus. Ihre Knie wurden weich und sie sank langsam nieder. Sie wurde von jeweils einem Elefanten auf jeder Seite gestützt, um sie aufrecht zu erhalten. Ihre Kraft ließ nach, sie sank auf die Seite und starb. Die zwei Elefanten knieten nieder und versuchten sie hochzuheben. Mühsam schoben sie ihre Stoßzähne unter Tina´s Rücken und Kopf. Auch ihre restliche Familie tat alles. Ein anderer Elefant holte einen Rüssel Gras und versuchte es in ihr Mund zu stopfen. Irgendwann gaben sie auf, aber sie gingen nicht fort. Die Tiere standen um Tinas Leiche herum, berührten sie sanft mit den Rüsseln und den Füßen und versuchten mit Füßen und Stoßzähnen zu graben. Jedesmal, wenn sie es geschafft hatten etwas Erde zu lockern, streuten sie es über ihren Körper. Andere gingen los und brachen Äste von kleinen Büschen ab, brachten sie zurück und legten sie auf den Leichnam. Nachdem sie die Tote unter Äste und Erde beinahe begraben hatten, standen sie fast die ganze Nacht Wache bei ihr und erst, als der Morgen dämmerte gingen sie wiederstrebend fort.“ (9)

Eine andere Elefantenkuh trug ihr totes Kalb tagelang auf den Stoßzähnen herum. Eine weitere Elefantenmutter entwickelte ungeheure Kräfte und Energien, um ihr sterbendes Neugeborenes mit dem Rüssel hochzuziehen, während sie es liebkost und zu säugen versuchte. Der Tod ist auch für diese sanften Riesen ein schmerzhafter Verlust, gefolgt von einer großen Trauer. Die Forscherin Cynthia Moss berichtet von weiblichen Tieren, deren junge Kälber gestorben waren. Noch Tage später sahen die Mütter teilnahmslos aus. Sie trotteten weit hinter ihren Familien her. Physisch krank konnten sie nicht sein. Keine von ihnen hatte Anzeichen einer Erkrankung aufgezeigt, bevor die Kälber starben. (10)
Stößt eine Familie zum ersten Mal auf den Leichnam eines Artgenossen, untersucht sie diesen zwangsläufig. Sie halten angespannt an und werden ganz ruhig. Sie strecken die Rüssel dem Kadaver entgegen und beriechen ihn. Dann kommen sie vorsichtig näher und beginnen die Knochen zu berühren. Manche heben diese hoch oder drehen sie mit Füssen und Rüsseln um. Insbesondere der Kopf und die Stoßzähne erregen ihr Interesse. Dabei fahren sie mit den Rüsseln an den Zähnen und am Unterkiefer entlang und betasten alle Spalten und Löcher am Schädel. Als ob sie versuchen würden den Leichnam wiederzuerkennen. Manchmal nehmen sie die Knochen auf, tragen sie ein ganzes Stück und lassen sie dann fallen.
Der Elefantenfriedhof ist eher ein Mythos. Vielmehr begeben sich kranke oder verletzte Tiere einfach zu Stellen, in denen es Wasser, Schatten und weiche Futterpflanzen gibt. Der Grund, warum es an gewissen Stellen mehr Kadaver gibt als an anderen. (11)

Diese sanften Riesen sollten das Recht haben in Freiheit eines natürlichen Todes zu sterben – ohne Massaker, „kontrollierten Abschüssen“ oder sonstigen todbringenden Einfällen des Menschen. Es ist ihr Recht und ihre Freiheit als gigantische Nomaden durch die Savannen oder Wälder zu ziehen! Dies sollte der Mensch ihnen lassen.

Quellen:

(1) Karine Lou Matignon, Was Tiere fühlen, Frederking und Thaler Verlag, München 2006
(2) Cynthia Moss, Die Elefanten vom Kilimandscharo. 13 Jahre im Leben einer Elefantenfamilie, Rasch und Röhring, Hamburg 1990
(3) Moss, Die Elefanten vom Kilimandscharo. 13 Jahre im Leben einer Elefantenfamilie
(4) Ebd.
(5) http://www.animalequality.de/neuigkeiten/2015-03-02-elefanten-unterscheiden-menschensprachen
(6) http://www.welt.de/wissenschaft/article129369419/Die-Rache-kommt-spaet-aber-sie-kommt.html
(7) Jeffrey M. Masson, Susan McCarthy, Wenn Tiere weinen, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996
(8) Masson, McCarthy, Wenn Tiere weinen
(9) Moss, Die Elefanten vom Kilimandscharo. 13 Jahre im Leben einer Elefantenfamilie
(10) Ebd.
(11) Ebd.

Fotos:

1 – © donvanstaden – Fotolia.com

2 – © EcoView – Fotolia.com

Merken

Die Elefanten vom Kilimandscharo. 13 Jahre im Leben einer Elefantenfamilie

Cynthia Moss, Die Elefanten vom Kilimandscharo. 13 Jahre im Leben einer Elefantenfamilie, Rasch und Röhring, Hamburg 1990                                                                  

Auch wenn man selbst nicht die Möglichkeit hatte, mit Elefanten in ihrer natürlichen Umgebung aufwachsen zu sehen und zu beobachten. Dieses Buch füllt die Lücke. Cynthia Moss hat dreizehn Jahre mit einer Elefantenfamilie verbracht und Generationen kommen und gehen sehen. Alle Familienmitglieder haben einen Namen, sie sind keine Nummern. Das Buch erzählt das Auf und Ab einer Elefantenfamilie und lässt auch die schrecklichen Geschehnisse wie Wilderei nicht aus.

Schluss mit diesem Zirkus

Elefanten und alle anderen Tiere sind von der Natur nicht dazu geschaffen, dem Menschen als Unterhaltung zu dienen. In Zirkussen müssen sie dies: Sie sind die Vergnügen bereitenden Sklaven. Doch immer wieder versuchen Tiere sich aus dem Martyrium des Zirkus zu befreien – wie zuletzt der Elefant „Benjamin“, ehemals „Baby“. (1)

Einige der Elefanten wurden in der freien Natur in den ersten Lebensjahren ihren Familienmitgliedern entrissen. Manche waren das Überbleibsel einer durch Wilderei vernichteten Herde. Andere wurden im Zirkus geboren und dann von ihren Müttern getrennt. Viele dieser Elefantenkinder sind dadurch schon traumatisiert. Die Tortur geht jedoch weiter.
Zirkusmitarbeiter fixieren diese stundenlang an Stricken, manche entziehen ihnen noch Wasser und Nahrung – alles um sie und ihren Willen zu brechen. Kunststücke sollen diese kleinen Wesen zukünftig aufführen – ihr ganzes Leben lang. Sie müssen lernen auf einem Podest zu sitzen, auf ihren Hinterbeinen zu stehen oder den Kopfstand zu vollführen. Das begeistert die Zuschauer um die Manege herum.
Also zerren Zirkusmitarbeiter die Elefantenkinder in die von ihnen gewünschte Körperhaltung. Manche Tiertrainer ziehen dazu auch den Rüssel in die gewünschte Positionsrichtung. Zeitgleich erteilen sie Befehle, damit die Babys zukünftig auf die dazugehörenden Kommandos reagieren. Wehrt sich eines dieser Elefantenkinder in seinem letzten Aufbäumungsversuch oder vor Schmerz, bekommt es den Elefantenhaken zu spüren. (2) Der ist laut dem Leitfaden des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu der Ausbildung und Haltung erlaubt. (3) Er dient dazu, das Tier unter Kontrolle zu halten. Wiliam Johnson, Autor des Buches „ Zauber der Manege?“, berichtet auch von Hammerstielen und Holzhämmern, die sogenannte Tiertrainer nutzen. Andere Tiere dressieren sie mit angespitzten Stöcken, Schraubenziehern, Spazierstöcken mit versteckten Nadeln und Elektroschocks. (4)

An einem schwülen Sommertag in Bern standen die Elefanten vom Zirkus Knie wie gewöhnlich Seite an Seite in ihrem Zelt, die Füße an dicke Ketten gefesselt. Die Luft unter dem ausgeblichenen Zelt war feucht und abgestanden, als der Wärter langsam die Reihe entlangging und die Elefanten abschrubbte und abspritzte. Der letzte Elefant in der Reihe lag auf der Seite, und trotz sanften Zuredens, Rufens und schließlich kräftigere Stöße schaffte er es nicht, sich aufzurichten. Während der Wärter langsam die Geduld verlor, wurden die anderen Elefanten im Zelt immer unruhiger. Eines der obersten Gesetze im Zirkus ist vielleicht, dass ein Dompteur oder Tierpfleger es sich nicht leisten kann, einem ungehorsamen Tier nachzugeben; er muss jederzeit seine Position als „Alpha“ oder Meister wahren. Als also der Wärter begann, seinen Elefantenstock – ein kurzer Stock mit einem Metallende – zu schwingen und die dicke, doch sensible Haut des Elefanten zu malträtieren, da fingen die anderen Elefanten einer nach dem anderen an, mit den Füßen zu stampfen und mit den Ketten zu rasseln. Dieses Geräusch war so rhythmisch und klang so bedrohlich, dass es einen an den spontanen Protest von Gefängnisinsassen erinnerte.“(5)

Bildung und Unterhaltung anhand von Verhaltensstörungen?

Die Misshandlungen hören nicht im Kindesalter auf, sondern ziehen sich durch das ganze Leben des Elefanten. Ist ein Elefant ungehorsam, ziehen Zirkusmitarbeiter seine Vorderbeine nach vorne, die Hinterbeine nach hinten und ketten seine fest. Im Zirkusjargon nennt man dies „Spannen“: die Strafe für das Verweigern von Kunststücken.
Durch die Kunststücke sind Gelenke und Wirbelsäule überlastet. Nur durch wenige Wochen Handstand ist der Elefant nicht mehr fähig aufzustehen. Er muss im Stehen auf seinen entzündeten Sohlen schlafen.
Ein Kopfstand ruft eine Spaltenbildung in den Zehennägeln der Vorderfüße hervor, begleitet von schmerzhaften Entzündungen. Es ist nicht verwunderlich, wenn erwachsene Elefanten, die drei bis fünf Tonnen wiegen, derartige Kunststücke verweigern. Sie sind schmerzhaft und rundweg unnatürlich! Möchten wir Kindern tatsächlich vermitteln, dass ein Elefant von Natur aus Hand- und Kopfstände macht? Und dabei noch Spaß hat?
Als Folge der Erniedrigungen und Misshandlungen leiden Elefanten, wie andere Zirkustiere auch, unter schweren psychischen Störungen, die sich in ihren Verhaltensweisen widerspiegeln. Raubkatzen oder Bären gehen in ihren Käfigen ruhelos umher. Und Elefanten „weben“: Sie stehen in ihrem Zelt und wiegen sich hin und her.
Soll Kindern wirklich vorgetäuscht werden, dies sei ein natürliches Verhalten?
Das natürliche Verhalten von Zirkustieren ist erloschen! Sie sind gezähmt und ihr Geist ist gebrochen. In Transportboxen gefangen werden sie durch Europa bugsiert. Oft ohne Nahrung und Wasser. Viele sind selbst im Winter in den gleichen Käfigen „abgestellt“. Denn für viele Zirkusse sind komfortable Winterquartiere nicht rentabel, da sie nur wenige Monate nutzbar sind.

Manche Tiere versuchen, der Zirkushölle zu entfliehen. Einige dieser sind derart verstört, dass sie unberechenbar oder aggressiv werden. Der Elefant „Benjamin“ hatte Glück im Unglück, er darf in einem Safaripark weiterleben – ist zumindest besser als der Zirkus. Andere hatten nicht so viel Glück. Sie wurden in ihrer panischen Flucht ergriffen und in das Martyrium zurückgebracht oder schlichtweg erschossen.

Aus diesen großartigen Tieren Sklaven zu machen und sie dann noch weiter zu erniedrigen, indem man sie dann noch weiter zum Amüsement der Menschen Kunststücke aufführen läßt, beweist mehr über die menschliche Niedertracht als über die Fähigkeiten von Tieren. (6)

Quellen:

(1) https://www.ptext.de/nachrichten/elefantendame-benjamin-toetet-buchen-peta-kuendigt-strafanzeigen-fahrlaessiger-t-952641
(2) http://www.veganblog.de/2015/02/11/das-grausame-training-der-babyelefanten-im-groessten-zirkus-der-welt/#
(3) http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungZirkustiere.pdf?__blob=publicationFile (Anlage 3, Erziehung und Ausbildung)
(4) Johnson, William, Zauber der Manege?: der grausame Alltag der Tiere in Zirkus, Tierschau und Delphinarium. Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1992.                                                                                                                                                                                                (5)ebd.
(6) Jeffrey Masson, Susan McCarthy, Wenn Tiere weinen, 1996 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek.

Fotos: © Dirk Gießelmann, soylent network.com

Merken

Merken

Merken

Empanadas Argentinas

(Teigtäschchen, für 3-4 Personen)

DSC00583.JPG

Für den Teig:
400 g Mehl
1 TL Backpulver
1 TL Salz
150 g Pflanzenöl

Für die Füllung:
3-4 EL Pflanzenöl
2 Zwiebeln (gewürfelt)
150 g Sojagranulat
1 grüne Paprika (kleingewürfelt)
3 Knoblauchzehen (durchgepresst)
2 EL Rosinen
Oliven
Salz
Pfeffer
Saft einer Limette
1 EL Paprikapulver
Tabasco

Zubereitung:
Alle Teigzutaten mit genügend kaltem Wasser vermengen, sodass ein fester, aber elastischer Teig entsteht. Dann eine Stunde kalt stellen.
Für die Füllung das Sojagranulat mit klarem Gemüsebrühepulver würzen. Dann mit kochendem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen. Anschließend abgießen. Das Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Zwiebelwürfel hinzufügen und goldbraun anbraten. Das Sojahack hinzugeben, mit Paprikapulver, Salz und Pfeffer würzen und unter Rühren anbraten. Dann die Paprika, die durchgepressten Knoblauchzehen und die Rosinen untermischen. Den Limettensaft, einige Spritzer Tabasco dazugeben (je nach gewünschtem Schärfegrad) und je nach Geschmack nochmals mit den Gewürzen abschmecken.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und mit einem Dessertteller Kreise ausstechen. Auf jeden Kreis zwei bis drei Esslöffel der Füllung und jeweils eine Olive dazugeben. Dann die Teigränder zusammenklappen und den äußersten Rand nachträglich mit einer Kuchengabel zusammendrücken.
Die Teigtäschchen auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und bei 200 Grad zehn Minuten backen. Anschließend auf 175 Grad herunterschalten und weitere zehn Minuten backen. Die Empanadas sind fertig, wenn sie goldbraun sind.

Salsa Criolla (kreolische Soße)

Zutaten:
1 Zwiebelwürfel
2 Tomaten
3-4 frische Chilischoten
150 ml Olivenöl
75 ml Rotweinessig
Salz
Pfeffer

Zubereitung:
Die Zwiebel fein hacken und die Tomaten klein würfeln. Die Chilischoten in dünne Ringe schneiden. Wer es nicht ganz so scharf möchte, kann die Chilischoten vorher auch entkernen. Die Paprika in feine Würfel schneiden. Alles miteinander vermengen. Anschießend Öl und Essig unterrühren, mit Salz und Pfeffer würzen.

Die Empanadas werden zusammen mit der Salsa Criolla und einem grünen Salat serviert. Diese argentinische Spezialität kann sowohl warm als auch kalt gegessen werden.

Merken

Merken

Kein Schwein gehabt

Jedes Jahr werden alleine in Deutschland fast 60 Millionen von ihnen getötet, um auf dem Teller zu landen. Geboren um zu leiden – weil sie als essbar deklariert wurden. Für sie ist es die Hölle auf Erden, in der alles wie am Fließband läuft.

Lebendige Geburtsmaschinen sitzen oder liegen benommen und eingezwängt in Kastenständen oder Abferkelgittern, auch „eiserne Jungfrauen“ genannt. Fast ihr ganzes Leben verbringen sie trächtig – Intensivzucht eben. In Besamungsständen, im englischen oft „rape jack“, „Vergewaltigungsgestelle“, genannt, besamen Menschen sie künstlich.

Zukünftige Produkte, die vorher noch produzieren sollen, am besten mehr als die Natur vorsah. AbferkelboxSo bringen sie in den Abferkelbuchten über sechs oder sieben Ferkel auf die Welt, mehr als sie Zitzen haben. Also trennen die Züchter die Ferkel nach etwa drei Wochen von ihren Müttern- nur zum Schutz der Ferkel. Auf der Suche nach mütterlicher Wärme könnten sie sich durch das Gitter ihrer bewegungsunfähigen Mutter nähern und von ihr erdrückt werden. Sind diese „Zuchtsauen“ nach jahrelangem Missbrauch nicht mehr fortpflanzungsfähig, nicht mehr produktiv, folgen der traumatische Transport und die Tötung. Sie haben ausgedient.

Wie jede Mutter leiden auch diese unter der ständigen Wegnahme ihrer Kinder. Und für Letztere, unschuldig und unwissend geboren, beginnt der Albtraum erst. Nach dem Verlust ihrer Mutter packen Menschen sie hoch, schneiden ihnen die Schwänze und schleifen ihnen die Zähne ab – ohne Betäubung, die wäre zu teuer. Aber zu ihrem Besten, sonst verletzen sie sich durch die aufkommenden Verhaltensstörungen. Auch die Hoden schneiden menschliche Arbeiter zur Vorsorge heraus – ohne Narkose, zu kostspielig. Die Kastration ist jedoch laut den Züchtern wichtig: Der hormonell bedingte Geruch eines Ebers darf den Geschmack des Fleisches nicht beeinflussen. Die kleinen Ferkel erfahren statt Mutterliebe den puren Schmerz und brüllen diesen in eine Welt hinaus, in der sie niemand hört.

Zu kleine oder kranke Ferkel sind unrentabel. Arbeiter schlagen sie mit dem Kopf auf dem Boden oder gegen Buchtenwände. Ein-, zwei-, dreimal – Hauptsache endlich tot. Manche überleben trotzdem und landen zappelnd in den Müllcontainern. Das Totschlagargument: Es ist billiger.

Die Überlebenden

Sie müssen in Mastfabriken nach etwa sechs Monaten das Schlachtgewicht von 110 Kilo erreichen. Während dieser sechs Monate verweilen sie in halbdunklen bis dunklen Ställen oder Gebäuden. Breifutterautomaten und Abfütterungsanlagen sorgen dafür, dass sie genügend essen. Manche Ferkel bekommen nicht ganz erlaubte Futtermittel oder gar Schlachtreste ihrer Artgenossen. Sie leben und schlafen auf kalten Beton- oder Spaltenböden. Mit Medikamenten betäubt vegetieren sie in ihren eigenen Fäkalien und Urin vor sich hin. Haben sie Glück im Unglück, können sie drei Meter vor- und zurückgehen. Nur mit einem Gewicht von über 110 Kilo darf ein Schwein in der konventionellen Haltung ein Quadratmeter für sich beanspruchen. Lebensfreude ist hier zu teuer, Bewegung nicht rentabel. Zunehmen sollen sie, bis sie unfähig sind, ihr eigenes Gewicht zu tragen. Das Resultat: Kreislaufschwäche, Salmonellen-Infektionen, Gastroenteritis, Unfruchtbarkeit als Folge der Virusinfektion PPV. Laut einer tierärztlichen Studie leiden neun von zehn Schweinen an Entzündungen der Beingelenke. (1) Dazu kommen Beulen, Ersatzschleimbeutel, an den Beinen und verletzte Fußballen. Und Lungenkrankheiten, aufgrund der giftigen Ausscheidungsgase in unbelüfteten und überfüllten Räumen.

MasthaltungDurch die Gefangenschaft entwickeln Schweine Verhaltensstörungen. Zudem werden ihre sozialen Gruppen neu zusammengestellt – einige kommen, andere werden abtransportiert. Die Folgen sind Frustration, Rangkämpfe und Verletzungen. Da auch sie stressanfällig sind, sind viele körperlich und seelisch stark beeinträchtigt. Ihre Körpertemperatur ist erhöht, sie beginnen zu zittern. Dieses Schweine-Stress-Syndrom führt bis zum Tod.(2) Wann dieser eintrifft, hängt davon ab, wie viel das jeweilige Schwein aushalten kann. Fünf Prozent der Schweine überleben diese Gefangenschaft nicht.

Die Reise in den Tod

Nach Erreichen des Schlachtgewichts folgt der Transport der noch mehr schlecht als recht lebenden „Ware“. Dies ist der Zeitpunkt, wo sie zum ersten und zum letzten Mal Tageslicht sehen. Arbeiter treiben die Tiere, darunter kranke, nicht transportfähige Ferkel, mit Elektroschockern oder Kunststoffpaddeln auf die Transporter. Teilweise werden sie aufgrund von Platzmangel zusammengequetscht oder aufeinandergestapelt abtransportiert. Der Transport kann über 28 Stunden anhalten. Nahrung oder Wasser erhalten die Schweine selten. Auch vor heißen oder eiskalten Temperaturen sind sie nicht geschützt. So sterben die Nächsten auf dem Weg zum Schlachthof.

Transport
Die Tötungsfabriken liegen meist außerhalb der Stadt. Dieses Debakel soll nicht jeder mitbekommen, genauso wenig wie den Leichengeruch nach dem Schlachtvorgang. Schweinen bleibt auch dies nicht verwehrt. Sie müssen den Geruch von Angst und Blut ertragen. Sie nehmen die Angst- und Schmerzensschreie ihrer Artgenossen wahr. Sie sind sich darüber bewusst, was hier passiert. So berichtet ein Schlachter:
„Man kann es ihnen in ihren Augen sehen, sie wissen, was mit ihnen geschieht.“ (3)
Arbeiter treiben die Schweine in einen engen Gang, auch Rutsche genannt. Diese führt in den Betäubungs- und Schlachtbereich. Nacheinander laufen sie in den Tod. Die hinteren hören dabei das Geschrei der im Tötungsbereich Angekommenen.
Ein Schlachthofarbeiter berichtet: „Wenn die Schweine Blut riechen, wollen sie nicht weiter. Ich habe gesehen, wie Schweine geschlagen, gepeitscht, gegen den Kopf getreten worden sind, um sie in die Betäubungsanlage zu kriegen. An einem Abend habe ich gesehen, wie ein Treiber so wütend auf ein Schwein wurde, dass er ihm mit einem Brettstück den Rücken gebrochen hat. […]“ (4)

Neben den Stromschlägen gibt es auch die Vergasung als weitere Betäubungsvariante. Hierbei führen Arbeiter die Schweine in kleineren Gruppen in Gondeln. Diese gleiten hinunter in den Betäubungsbereich. 140 bis 150 Sekunden müssen die Tiere im Gas verharren. Fünfzehn Sekunden lang kämpfen sie mit Atemnot und der Panik zu ersticken. Dann erst sind sie bewusstlos. Die Gondel fährt hoch und das einzelne Schwein fällt in ein Auffangbecken. Dann erfolgt die Befestigung der Hinterbeine an Haken. (5)

SchlachtungDas Abstechen beginnt: Ein Schlachter durchsticht die Halsschlagader des Schweins mit einem Messer, ein anderer zieht es heraus. Da viele Schlachthofmitarbeiter mangelhaft geschult sind, kommt es vor, dass Schweine durch fehlerhafte Betäubung diese Station noch bei vollem Bewusstsein erreichen. Dabei winden sie sich an den Haken oder Ketten. Ein Schlachter hat durchschnittlich höchstens fünf Sekunden Zeit pro Tier – Zeit ist Geld! Reicht diese Zeit nicht aus, sind diese Schweine bei dem anschließenden Vorgang der Haarentfernung auch noch bei Bewusstsein. Laut dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel werden hierbei jährlich etwa 500 000 Schweine lebend in den Brühtank getaucht. (6) Sie ertrinken unter großen Qualen.

Um dem Ganzen die Krönung aufzusetzen, werden an Fleischtheken und in der Werbung für Fleisch- und Wurstwaren Schweine lächelnd dargestellt. Als hätte ihnen allen die ganze bestialische Prozedur auch noch Spaß gemacht.
Die Autorin Juliet Gellatley erzählt von der Begegnung mit einem Schwein in einem Mastbetrieb: „Als ich mit ihm auf gleicher Höhe war, hob er den Kopf und schleppte sich auf lahmen Beinen langsam in meine Richtung. Bedächtig richtete er den Blick direkt auf mich, starrte mir in die Augen. Mir war, als sähe ich in diesen traurigen, intelligenten Augen eine dringende Bitte, eine Frage, auf die ich keine Antwort wusste:>Warum tut ihr mir das an?<„(7)

Für ein Stück Schnitzel? Für eine Wurst? Weil es eben, so ist?

Quellen:

(1) http://www.sueddeutsche.de
(2) Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen. Das Seelenleben der Tiere, Wilhelm Heyne Verlag, München 2006  
(3) Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen.
(4) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Karnismus – eine Einführung, compassion media, Münster 2013
(5) http://www.deutschlandradiokultur.de
(6) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen.
(7) Jeffrey M. Masson, Wovon Schafe träumen.

Fotos: © Dirk Gießelmann, soylent network.com