Der Mythos Wolf

In Mythologien, Märchen und Sagen, in der Kunst und Literatur spielte er eine große, aber ambivalente Rolle. Stark und überlegen, gleichzeitig aggressiv, gefährlich, fast übernatürlich unheimlich. Wie viel vom Mythos Wolf ist heute übrig geblieben?

Grey wolf, Canis lupus

Als Beschützer verehrt, als überlegener Jäger bewundert

In vielen Kulturen galt der Wolf als Beschützer. Im alten Ägypten war er der Wächter der Gräberstadt und des Totenreichs. Als Wolfsgott Upuaut beschützte er das Land und die eigenen Soldaten vor feindlichen Heeren. In der griechischen Mythologie wurden Romulus und Remus, die Gründer Roms, von einer Wölfin geborgen. Sie fand die ausgesetzten Säuglinge, säugte sie und rettete ihnen so das Leben.
Die Aborigines verbinden den Wolf mit ihren Ahnen, der Stern Sirius ist für sie der Stern des Wolfes, die „Heimat der Vorfahren“. Auch die amerikanischen Ureinwohner verehrten den Wolf als Gründungsvater ihres gesamten Volkes. Sie betrachteten ihn, genauso wie die Inuits, als einen Bruder. Viele Indianerstämme verehren ihn als Totem mit übernatürlichen Kräften.
Viele Kulturen, insbesondere die Völker, die von der Jagd lebten, betrachteten den Wolf als gleichwertigen Erdbewohner. Konnten sie doch von diesem überlegenen Nahrungskonkurrenten einiges über die Jagd lernen. Seinem Geschick und seiner Ausdauer galt ihre Bewunderung – solange genügend Beutetiere für alle vorhanden waren.

Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

Leider projizierten Menschen vor Jahrhunderten auch ihre verschiedenen Ängste auf den Wolf.
In Fabeln und Märchen erscheint er als gefräßiges Tier, ein übernatürliches Ungeheuer und Menschenfresser. Denken wir nur an den unersättlichen Wolf, der die sieben Geißlein und Rotkäppchens Großmutter verschlang.
Als Verbündeter des Teufels rückte der Vorfahre der Hunde sogar in den Bereich des Dämonischen. Er fiel bei der Kirche in Ungnade, was passend zu dem damaligen Hexenglauben war. Auch die Geburt des Werwolfs, einem Menschen, der sich in einen Wolf verwandelt, trug zu seinem negativen Image bei. Selbst heute glauben noch einige Menschen an Werwölfe, besonders in ländlichen abgelegenen, Gebieten Süd-und Osteuropas.

Das Bild des bösen, menschenfressenden Isegrims hat viele Generationen von Menschen geprägt. Auch heute scheint mit der Rückkehr der Wölfe diese Angst noch fest in manchen Köpfen verankert zu sein. Dabei ist bisher kein Wolfsangriff auf einen Menschen bekannt.
Indessen konnte ein junger Förster eine Wolfsfamilie in der Heide vor Hamburg furchtlos filmen. Diese schaute ihn zwar neugierig an, hielt aber 80 Meter Abstand. Nach zwanzig Minuten gegenseitiger Beobachtung zog die Familie weiter. Laut dem Revierförster seien die Menschen in dieser Region seit sieben Jahren mit den Wölfen vertraut. Nie ist etwas passiert. (1) Denn Wölfe sind sehr intelligent, aber scheu. Auch sie haben durch ihre jahrzehntelange Bejagung eine berechtigte Angst entwickelt, die vor dem Menschen. Zurecht haben sie diese an die folgenden Generationen weitervererbt.

Ein gesunder Wolf in freier Wildbahn riecht, hört und sieht einen Menschen lange, bevor wir den Wolf überhaupt wahrnehmen. Der Wolf wird dem Menschen ausweichen und sich zurückziehen.(2)

Der Erzfeind des Menschen

Zu Aberglaube und Ignoranz gesellte sich mit dem Beginn der Land- und Nutztierwirtschaft noch die Sorge der Landwirte um ihre Tiere. Schließlich dienten sie ihnen als Produktlieferant. Mit dieser Ausbreitung des Menschen verlor der Wolf immer mehr seines natürlichen Lebensraumes. Auch seine natürlichen Beutetiere verringerten sich, dazu leistete die Jagd des Menschen auf dieselbigen einen nicht unwesentlichen Beitrag. Gleichzeitig wurde der Wolf zum Gejagten. Sein Existenzrecht wurde ihm vom Menschen abgesprochen.
Heute hallt mit der Rückkehr der Wölfe ein neuer Aufschrei durch Landwirte, Hobbyzüchter und Jäger. Wieder taucht der Wunsch auf, sie zu vertreiben und zu bejagen. Dabei stehen nur 0,6 Prozent der Weidetiere auf dem Speiseplan der Wölfe, laut Jens Matzen vom Wolfsinformationszentrum Eekholt. (3)
ne 10Trotzdem stehen die Landwirte und Hobbyzüchter dem Wolf, im Gegensatz zu manch ihrer Aussagen, nicht hilflos gegenüber. Es gibt genügend Alternativen, das Leben ihrer Nutztiere zu schützen. Wobei „schützen“ hierbei zynisch erscheint. Auch diese Tiere werden früher oder später getötet – durch die Hand des Menschen!
Die Nutztierzüchter haben die Möglichkeit Schutzzäune zu bauen oder Herdenschutzhunde hinzuzuziehen. Für 150 Schafe beispielsweise sind zwei Schutzhunde nötig.
Eine dritte Variante zum Schutz der Weidetiere, die schon im 18. und 19. Jahrhundert bekannt war, sind Esel. Sie reagieren aggressiv auf Wölfe. Man vermutet, dass sie noch den Instinkt eines Wildesels innehaben, der sich gegen solche Angreifer wehren musste. (4)Mit ihren bis zu 120 Dezibel lauten Schreien, wehren sie Eindringlinge ab. (5) Da Wölfe empfindlich auf laute Geräusche reagieren, meiden sie lieber die Weide mit der geräuschvollen Kulisse. Lassen sie sich nicht abschrecken, scheuen die Esel sich nicht, sie mit Beißen und Austreten abzuwehren.

Tatsache ist, Wölfe ernähren sich hauptsächlich durch Wildtiere.
Laut Feldforschungen wie im Yellowstone-Nationalpark, hat der Wolf eine Schlüsselfunktion im Ökosystem inne. Da Wildtiere durch ständiges Grasen von Gebieten die Vegetation zerstören können, wenden sie mit der Rückkehr des Wolfes wieder Feindvermeidungsstrategien an. Sie ändern häufiger ihre Aufenthaltsorte und nutzen unterschiedliche Wanderwege. Somit sorgt der Wolf durch seine Anwesenheit dafür, dass die Grasflächen sich erholen und erhalten bleiben.
Jäger können ihm diese Schlüsselfunktion also getrost überlassen.

Wir müssen wieder zu Hütern der wilden Tiere werden, etwas über ihre Welt lernen und die Wunden heilen, die wir der Natur zugefügt haben. Alles hat seinen Platz in der Welt, wir können nicht so naiv sein zu glauben, dass wir uns selbst schützen können, wenn wir andere Arten untergehen lassen. Kein einziges Tier tötet zum Spaß. (6)

Der Mensch hat dem Wolf kontinuierlich kleine Stücke seiner Welt weggenommen, indem er sich konsequent ausbreitete. Er hat dafür gesorgt, dass auch das natürliche Nahrungsangebot der Wölfe zunehmend verschwand. Das ist der Grund, warum sich Wölfe vermehrt in der Nähe des Menschen aufhalten mussten. Heute suchen sie wieder ihren Platz auf Erden.

Indianische Legenden erzählen von einem heiligen Bündnis zwischen Wölfen und Menschen, in dem jeder versprach, des anderen Familie und Land zu respektieren. Die Wölfe haben ihre Vereinbarung bis heute im Wesentlichen eingehalten, während der Mensch die Tiere vielerorts systematisch vernichtet hat. (7)

 

Quellen:
(1) www.focus.de/nur-50-kilometer-von-grossstadt-entfernt-riesen-rudel-kurz-vor-hamburg-foerster-filmt-wolfsfamilie-in-der-heide
(2) chwolf.org/woelfe-kennenlernen/mensch-wolf-beziehung/mythen
(3) www.berliner-kurier.de/zum-schutz-der-nutztiere-bauernbund-chef-will-die-woelfe-abknallen-lassen
(4) www.herdenschutzzentrum.ch/schutzesel
(5) www.nordkurier.de/esel-bieten-wolf-lautstark-paroli
(6) Shaun Ellis, Der mit den Wölfen lebt, Arkana, München 2010
(7) Shaun Ellis, Der Wolf. Mythos und Wahrheit
chwolf.org/woelfe-kennenlernen/mensch-wolf-beziehung/gefaehrdung-durch-den-wolf
www.canislupus.de/menschuwolf

Fotos:

1- Erni – Fotolia.com

2- PL.TH – Fotolia.com

Quesadillas

(für 3-4 Personen)

Eine typische Speise aus Mexiko.

Quesadilla.JPG

Zutaten:

8 Weizentortillas (ca. 14 cm Durchmesser)
510 g Kidneybohnen aus der Dose, abgespült und abgetropft
1 rote Chilischote
1 Knoblauchzehe
1 gelbe Paprikaschote
1 grüne Paprikaschote
2 Zwiebeln
2 Tomaten
1 Brokkoli
125 g veganer Streukäse
250 ml Sojakochcreme
Rapsöl
Salz
Pfeffer

Zubereitung:

Bohnenmus:
Die Zwiebeln schälen und ebenfalls fein würfeln. Die Bohnen abspülen und abtropfen lassen. Einen guten Schuss Rapsöl in einer großen Pfanne erhitzen. Die Hälfte der Zwiebelwürfel darin andünsten. Die Bohnen in die Pfanne zu den Zwiebeln geben und etwas anbraten. Alles in einen Mixbecher geben, mit dem Stabmixer grob pürieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Quesadillas:
Den Brokkoli in kleine Rösschen schneiden. Die Tomaten in Würfel schneiden. Die Paprika putzen, waschen und in kleine Würfel schneiden. Den Knoblauch schälen und fein hacken. Die Chilischote putzen, längs aufschneiden, entkernen, waschen und fein würfeln. Etwas Rapsöl in einer Pfanne erhitzen. Den Brokkoli dazugeben und etwas anbraten. Dann die Paprika, den Rest Zwiebeln, Knoblauch und Chiliwürfel zufügen und weitere 5 Minuten andünsten. Füllung mit Salz und Pfeffer würzen. Schließlich die Tomatenwürfel unterrühren. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.
Jeweils immer einen Tortillafladen auf einen Teller legen. Die Füllung auf eine Hälfte der Tortilla verteilen, mit etwas Käse bestreuen und einen Schuss Sojakochcreme dazugeben, damit der Streukäse besser verläuft. Die Tortilla überklappen und auf das Backblech legen. Tortillas mit dem übrigen Käse bestreuen und abermals einen Schuss Sojakochcreme darübergießen. Im vorgeheizten Backofen (E-Herd: 200 °C/Umluft: 175 °C/Gas: Stufe 3) ca. 8 – 10 Minuten überbacken. Die warmen Quesadillas mit dem Bohnenpüree servieren.

Warum die einen und die anderen nicht?

Fotolia_57238133_XSKürzlich fiel mir beim Einkauf ein Mann auf. Dieser stand mit einem weißen Hund mittlerer Größe auf der Straße. Es war nicht zu übersehen, wie ihm sein tierischer Gefährte am Herzen lag. Er beugte sich ständig zu ihm hinunter und redete mit ihm. Während er mit der einen Hand seinen Hund streichelte, hielt er in der anderen ein Fleischkäsebrötchen, in das er zufrieden reinbiss. In diesem Moment dachte ich, es ist schon paradox. Seinen Hund überschüttet er mit Liebe und andere Tiere, in diesem Fall Schwein und Rind, verspeist er seelenruhig. Tiere, die wie sein Hund, einen Lebenswillen und Empfindungen haben. Tiere, die genauso intelligent, teilweise sogar intelligenter als sein Hund sind. Tiere, die genauso viel Spaß am Spiel haben. Warum überschütten manche Menschen die einen mit Liebe und die anderen schicken sie in den Tod?

In einigen Teilen Asiens (und der Schweiz) stehen neben anderen Tieren auch Hunde und Katzen auf dem Speiseplan. Über 18 Millionen Hunde und etwa vier Millionen Katzen werden dort pro Jahr verspeist. Manche landen sogar noch lebendig im Kochtopf. Hunde- und Katzenfleisch ist beliebt und Tradition. Hundefleisch soll sogar ähnlich wie Rindfleisch schmecken. Besonders beliebt sei der Welpenschinken. Vielleicht, weil er besonders zart ist, so wie manche es von Kalb -, oder besser „Jungbullen“ – Fleisch behaupten?
Besonders übel wird es, wenn diese Tiere sowohl als „Haustiere“ als auch als „Nutztiere“ fungieren.
Laut dem Anthrozoologen Hal Herzog gibt es Märkte, wo Fleischhunde und Haushunde verkauft werden. Dabei sind diese armen Kreaturen räumlich getrennt und in verschieden farbigen Käfigen untergebracht. Damit Mensch nicht versehentlich ein Fleischhund als Haushund mit nach Hause nimmt oder umgekehrt, einen Haushund als Fleischhund verwendet. Ziemlich ambivalent. Aber was macht Menschen so blind für ihr eigenes widersprüchliches Verhalten?

In Asien und Südamerika steht Schildkrötenfleisch auf dem Speiseplan. Viele Schildkröten leben noch, wenn ihnen die Gliedmaßen abgeschnitten werden, ihre Köpfe zucken dabei minutenlang. In den Andenregionen in Peru, Bolivien, Ecuador und Kolumbien werden Meerschweinchen gemästet und gegessen. Auf den Färöerinseln werden Grindwale und im japanischen Taiji Delfine massakriert. Nur um ein paar von vielen Gräueltaten des Menschen an Tieren zu nennen.
Im Rest der Welt rufen diese Taten Empörung, Fassungslosigkeit und blankes Entsetzen hervor.
Aber ich frage mich, was ist mit den Schweinen, die lebendig im Brühtank landen? Was ist mit den männlichen Küken, die lebendig zerschreddert werden? Und was ist mit den Kühen und anderen „Nutztieren“, denen teilweise lebendig die Gliedmaßen abgetrennt werden? Ist dies weniger schlimm?

Lieben, essen oder hassen

Warum die einen und die anderen nicht? Laut Hal Herzog zeigt uns unsere jeweilige Kultur, welche Tiere wir lieben, essen oder hassen sollen. Eine Kultur, in der wir hineingeboren werden und die uns blind macht, gegenüber dem Leid bestimmter Wesen. Die Psychologin und Soziologin Melanie Joy spricht dabei von Karnismus, einem Glaubenssystem mit einem besonderen Aspekt: Die Auswahl der „essbaren“ Tiere ist kulturspezifisch.
Jede Kultur wählt ein paar unglückselige Tierarten aus, die sie willkürlich als verzehrbar erklärt. Die einen dürfen Mitgeschöpfe oder Haustiere sein, die anderen erhalten ein nummeriertes Schild im Ohr und werden zum Schlachten abtransportiert.

„So, wie wir gegen das Schlachten von Hunden sind, sollten wir gegen das Schlachten aller Tiere sein, die zu unserem Verzehr landwirtschaftlich produziert werden.
Die Aufzucht, der Transport und das Schlachten von Tieren für Nahrungszwecke bedeutet, unabhängig von der Spezies, immensen Schmerz und Leid für diese Tiere.“ (1)

All den Tieren, die mit dem Stempel „essbar“ gebrandmarkt wurden, widerfahren Misshandlungen und große Qualen. Bis zu ihrem Tod wird diesen „Nutztieren“ ununterbrochen Gewalt angetan. Nur geschieht das in westlichen Ländern hinter verschlossenen Türen:

„Dieses System diktiert uns, welches Tiere essbar sind, und ermöglicht uns ihren Verzehr, indem es dabei jedes emotionale oder psychische Unbehagen von uns fernhält. Das System bringt uns bei, nicht zu fühlen.Als offensichtlichste Empfindung verlieren wir unseren Ekel, doch hinter diesem Ekel verbirgt sich ein Empfinden, das für unser Selbstgefühl sehr viel wesentlicher ist: unsere Empathie.“(2)

Indem wir das, was uns beigebracht wurde als gegeben und normal betrachten, unterstützen wir eine gewalttätige Ideologie – den Karnismus. Und das, obwohl sich die meisten von uns als tierlieb bezeichnen würden. Die Mehrheit der Menschen ist gegen Tierquälerei und würde einem Tier niemals absichtlich schaden. Der Mann mit seinem Hund bestimmt auch nicht. Einst sagte Dr. Paul Farmer, dass die Idee allein, manche Leben seien weniger wert als andere, die Wurzel allen Übels auf dieser Welt ist. Und er hatte recht.

Quellen:

(1) https://www.animalsasia.org/de/media/news/news-archive/if-you-campaign-against-the-dog-meat-trade-%E2%80%93-should-you-also-campaign-against-chicken,-pork-and-beef-industries.html
(2) Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen, Karnismus- Eine Einführung, compassion media, Münster, 2013

Foto:

© DoraZett  – Fotolia.com

 

Die Gier nach Blut

Die Rede ist nicht von tiefschwarzen Fledermäusen, die Tieren auflauern, sich auf sie stürzen und deren Haut mit ihren Zähnen aufritzen, nur um das auslaufende Blut zu trinken. Es handelt sich hierbei auch nicht um Vampire: Wesen, die nachts als lebendige Leichname kalkweiß aus ihren Särgen steigen – auf der Suche nach Lebenden, um ihren Blutdurst zu stillen.
Hier geht es um die Gier von lebendigen Menschen nach Blut. Sie trinken es zwar nicht, aber sie brauchen es. Es macht sie reich. Und es macht sie blind – die Gier nach Geld, nach Profit, ihre eigene Habsucht. Deren Opfer: Kühe, Kälberföten, Pferde, Fohlen und Mensch.

Profit auf Kosten ungeborener Kälber

Half muzzleof calf close-up. Black and white portrait

Anfang August 2015 kamen die obskuren Geschäfte mit dem roten Lebenssaft an die Öffentlichkeit: dem Blut von Kälberföten, aus dem ein wichtiges Serum namens FKS gewonnen wird. Für Medizin und Forschung ist FKS notwendig, um Impfstoffe herzustellen. Es dient als Nährlösung, um Zellkulturen am Leben zu erhalten. Diejenigen, die nicht am Leben bleiben oder genauer gesagt, gar nicht erst auf die Welt kommen dürfen, sind die Kälber. Für die Fleischindustrie ist das ungeborene Kalb das „Schlachtnebenprodukt“ (1). Für Serumhändler ein Profit bringendes Geschäft.
Nach der Tötung trächtiger Kühe auf den Schlachthöfen folgt die sofortige Entnahme der Gebärmutter mit dem Kälberfötus. Der Fötus ist das noch lebende Kalb. Dieses bekommt „eine dicke Nadel zwischen die Rippen durch Haut und Muskeln direkt in das schlagende Herz gestoßen.“ (2) Manch einer unter uns wird schon beim Impfen oder der Blutabnahme mit einer dünnen Nadel kreidebleich. Andere leiden unter Angstzuständen, wenn sie nur den Namen „Spritze“ hören. Aber diese Kälber bekommen es gleich auf die harte Tour: eine dicke Nadel bis zum Herz und alles ohne Betäubung. Das lebende Tier wird über einen Plastikschlauch quasi unter immensen Qualen blutleer gesaugt – bis es stirbt.
Beim Lesen wurde mir schlecht.
Ungefähr ein halber Liter kann aus jedem Kälberfötus „gewonnen“ und zu hohen Preisen verkauft werden. (3) Zur Freude der Unternehmen, die mit diesem Blut handeln. Und zum Wohlgefallen der Pharmafirmen und Labore, die dieses Serum benötigen – auch um angeblich moderne Medikamente für unterschiedliche Krankheiten zu entwickeln.
Wo Gier herrscht, lässt Manipulation nicht lange auf sich warten: Herkunftsangaben werden laut der Süddeutschen Zeitung gefälscht und Seren untereinander vermischt. Dies führt zu Verunreinigungen, sodass Tierseuchenerreger oder Krankheiten weiter transportiert werden können. (4)
Der Witz an der ganzen Sache ist: Es gibt bereits Alternativen zu diesem ganzen Elend. Ärzte gegen Tierversuche veröffentlichten auf ihrer Seite eine Liste der britischen Organisation Focus on Alternatives. (5) Darunter sind viele Nährflüssigkeiten ohne tierische Bestandteile, also ohne Kälberleid. (6) Viele Firmen bieten diese Zellkulturmedien heutzutage an.

Her mit dem Pferdeblut

PferdeaugeEinige Wochen später wurde mir ein zweites Mal schlecht. In Argentinien und Uruguay werden trächtige Pferde malträtiert. Auch ihr Blut ist wertvoll für die Pharmaindustrie. Und für die Fleischindustrie: Das in dem Blutserum enthaltene Hormon PMSG bietet die Möglichkeit, die Ferkelzucht zu beschleunigen und somit zu erhöhen. Die Muttertiere sollen demnach noch mehr produzieren. Wozu eigentlich? Werden nicht schon bis zu 20 % der neugeborenen Ferkel getötet, weil sie zu schwach sind und die Mutter nicht genügend Zitzen hat, um alle diese ausreichend zu ernähren? Ein „Überschuss“ besteht bereits!
Und trotzdem: Hunderte Stuten stehen auf „Blutfarmen“ (7) und bekommen regelmäßig Blut abgezapft. Auch hier soll alles im Verborgenen geschehen. Doch die Tierschutzorganisation „Animal Welfare Foundation“ hat dies bei ihren Recherchen zu Pferdefleisch entdeckt: Arbeiter zwingen die Stuten in Treibgänge und schlagen dabei mit Knüppeln, Peitschen oder Elektrotreiber auf sie ein. Am Ende der Treibgänge befinden sich die Fixierboxen. So wie alle anderen „Nutztiere“, haben diese Pferde Angst und versuchen zu fliehen oder sich zu wehren. Die Folge sind weitere Schläge, die teilweise fast zur Bewusstlosigkeit der Pferde führen. Die Blutabnahme folgt anschließend. Rücksichtslos setzen Arbeiter ihnen eine Aderlasskanüle. Laut der „Animal Welfare Foundation“ sind „nach 10 Minuten […] rund 10 Liter Blut entnommen, ein Viertel der gesamten Blutmenge dieser zierlichen Pferde.“ (8) Die Tierschutzorganisation hat sogar beobachtet:

Einer Stute, die nach der Blutentnahme völlig benommen zwischen zwei Fixierboxen in einen Gang torkelt und ihren Kopf erschöpft auf einem Balken ablegt, wird so lange auf den Kopf getreten, bis sie zusammenbricht und liegen bleibt. Sie stirbt und mit ihr das Fohlen.“ (9)

Das Fohlen ist hierbei wie der Kälberfötus ein Nebenprodukt. Oder sollte ich besser sagen, der Ausschuss der Tierindustrie? Die Körper der Stuten weisen von der Blutentnahme währenddessen Hämatome, Vernarbungen und Verwundungen auf. Völlig abgemagert und anämisch werden sie jedoch weiterhin geschwängert, bis sie nicht mehr können. Dann ergeht es ihnen wie allen anderen ausgeschröpften Muttertieren in der Fleischindustrie. Sie kommen zu „EU-zertifizierten Schlachthöfen“ (9) und werden getötet.

Kommen wir zu dem Begriff „Vampir“ zurück. Einschlägige Lexika schlagen mir dazu Synonyme wie Blutsauger, Egoist, Nimmersatt, Aasgeier, Ausbeuter und Profitmacher vor. Irgendwie passend.

Und mir wird wieder schlecht.
All diesen Tieren GEHT es schlecht!

Quellen:
(1) (3) http://www.tagesschau.de/inland/kaelberserum-101.html
(2) http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/tierversuchsfreie-forschung/1730
(4) http://www.sueddeutsche.de/wissen/pharmaindustrie-das-schmutzige-geschaeft-mit-dem-blut-ungeborener-kaelber-1.2602820
(5) http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/presse/pressearchiv/426-pressearchiv-2009.html?start=35
(6) http://www.drhadwentrust.org/DHT%20-%20FCS%20Free%20Table.pdf
(7) (8) (9) http://animal-welfare-foundation.org/fileadmin/DATEIEN/awf/Bericht-Hefte/Tierschutzbund_Bericht_9-2015_Web.pdf

Fotos:
1- © Angelika Bentin – Fotolia.com
2- © korionov – Fotolia.com

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